H6: Phono-prosodische Entwicklung des Katalanischen im gegenwärtigen mehrsprachigen Kontext
Projektleitung: Conxita Lleó
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Ariadna Benet, Susana Cortés
Das Projekt H6 untersucht die aktuelle Entwicklung des Katalanischen in der Stadt Barcelona unter dem Einfluss des Spanischen. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf den phono-prosodischen Aspekten; andere ausgewählte Aspekte der Grammatik, insbesondere Lexikon und Morphologie werden ebenfalls untersucht. Das Projekt versucht:
(a) die Bereiche zu bestimmen, in denen sich der Einfluss des Spanischen manifestiert,
(b) die Tendenzen in der heutigen Entwicklung des Katalanischen zu identifizieren und
(c) die sprachinternen bzw. sprachexternen Faktoren auszuloten, die für den Sprachwandel aussagekräftiger sind.
Als interne Faktoren werden Markiertheit und Komplexität vermutet, als externe Faktoren scheinen die Präsenz von spanischsprechenden Immigranten aus den 1950er und 1960er Jahren sowie das Katalanische als Schulpflichtfach entscheidend zu sein. Beide Faktoren gemeinsam haben zu einer signifikanten Erhöhung der Anzahl an Katalanischsprechern geführt, von denen viele Katalanisch als L2 sprechen.
Hauptziel der Untersuchungen ist daher, festzustellen, welche Sprecher von solchen Veränderungen am ehesten betroffen sind, wobei drei Generationen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – in drei Stadtteilen Barcelonas untersucht werden. Die Stadtteile sind nach dem Kriterium der höchsten (Nou Barris), mittleren (Eixample) und niedrigsten (Gràcia) Präsenz des Spanischen im Stadtviertel ausgewählt worden.
Fragen (a) und (b) haben zu einer grundsätzlichen Differenzierung der sprachlichen Entwicklung je nach Stadtviertel geführt, wobei der vermutete Sprachwandel hauptsächlich in Nou Barris stattfindet. Frage (c) verlangt eine höhere Zahl von Versuchspersonen, um den Faktor Sprache des Elternhauses in homogen vergleichbaren Altersgruppen behandeln zu können. Das heißt, dass die Ausgangsfragen um einige Aspekte erweitert werden müssen:
- Was die ursprünglichen Fragen angeht, haben wir in der ersten Phase, wie geplant, 10 Versuchspersonen pro Altersgruppe und pro Stadtviertel aufgenommen, aber durch diese begrenzte Zahl lässt sich die Variable ‚Sprache des Elternhauses’ nicht ausreichend kontrollieren. Die Generationen der Kinder und der Jugendlichen sollten in Bezug auf die Sprache der Eltern eingehender untersucht werden. Die Daten dieser beiden Gruppen in Gràcia und in Nou Barris sollten verdoppelt werden, wobei wir in Bezug auf die Sprache der Eltern eine Zahl von kindlichen und jugendlichen Sprechern aufnehmen werden, die numerisch zu homogenen Gruppen führt, d.h. bei der Hälfte der Versuchspersonen sollten beide Elternteile Katalanisch bzw. beide oder zumindest die Mutter Spanisch als L1 sprechen.
- Wir beabsichtigen, punktuelle Perzeptionstests duchzuführen, weil wir feststellen möchten, ob bestimmte Segmente wie die katalanischen Vokale /ɛ/ oder /ɔ/ als solche aufgenommen werden, auch wenn sie von /e/ oder /o/ in der Produktion nicht unterschieden werden, oder ob in der Perzeption eher die vom Spanischen beeinflusste Aussprache entsteht. Wir werden den Faktor ‚Perzeption’ nur bei den Kindern testen, weil sie in ihrer schulischen Ausbildung auf solche lautlichen Unterschiede noch nicht aufmerksam gemacht wurden.
Methodischer Ansatz:
In persönlichen Interviews werden gesprochene Daten, darunter verschiedene Satztypen für Intonationsanalysen, elizitiert. Die elizitierten Angaben werden phonetisch, zuerst auditiv und dann akustisch, analysiert. Die auditive Analyse wird eingeschränkt, weil sie lediglich kategorielle Entscheidungen ermöglicht, während die meisten Ausspracheveränderungen einen graduellen Charakter aufweisen. Bislang haben wir uns hauptsächlich auf die akustische Analyse der Vokale und auf die Intonation von Deklarativsätzen konzentriert; in der nächsten Phase werden wir die akustischen Analysen auf die Konsonanten sowie auf die Intonation von Fragesätzen und auf Rhythmus erweitern. Perzeptionstests mit den Kindern werden in den Schulen in Kooperation mit dem Institut für Psychologie der Universität Barcelona durchgeführt. Anschließend werden statistische Analysen durchgeführt.