Projektbereich H: Historische Aspekte der Mehrsprachigkeit und Varianz
Bereichskoordinator: Kurt Braunmüller
Vorbemerkung: Die acht Teilprojekte dieses Projektbereichs (H1, H3, H5, H6, H8 und H 9 sowie K4 und K8) sind aus der H- bzw. K-Gruppe der 3. Phase des SFBs hervorgegangen. Neu hinzugekommen sind die H-Projekte H8 und H9. Aufgrund zahlreicher inhaltlicher Gemeinsamkeiten und um die projektübergreifende Zusammenarbeit weiter zu verbessern, wurden beide Gruppen für diese letzte Phase (2008–2011) zu einer großen Gruppe zusammengelegt.
Die im Projektbereich H zusammengefassten Teilprojekte haben sich zum Ziel gesetzt, in den folgenden Arbeitsbereichen eng zusammenzuarbeiten:
- Es soll ausgelotet werden, wie weit sich die grammatischen Systeme genetisch eng verwandter Sprachen als Folge des alternierenden Gebrauchs durch Bilinguale einander annähern, ob es zu Sprachmischungen kommt und welche Konsequenzen diese genetische Nähe für die typologische Entwicklung dieser Kontaktsprachen hat. Schwerpunktmäßig befassen sich die Projekte H6 und K8, aber auch H3 mit dieser Fragestellung. Auch in K4 zeigt sich, dass die genetische Verwandtschaft den englischen Einfluss auf deutsche Texte begünstigt. Von Projekt H9 werden hierzu weitere Aufschlüsse aus den Bereichen Phonologie und Phonetik erwartet.
- Es werden morpho-syntaktische Erscheinungen untersucht, die auftreten, wenn genetisch nur sehr entfernt miteinander verwandte Sprachen in Kontaktsituationen aufeinandertreffen. Dabei soll insbesondere erforscht werden, inwieweit universale und typologische Parameter zu Konvergenzen oder vielleicht auch zu Divergenzen und neuen Varietäten führen. Dazu liegen von den Projekten H1 und H5 wie auch von H3 umfangreiche Vorarbeiten vor, auf denen das neue Projekt H8 aufbauen kann. Die Verschiedenheit theoretischer und methodischer Ansätze führt allerdings teilweise zu unterschiedlichen Vorhersagen bezüglich der Rolle des Sprachkontakts bei Sprachwandelprozessen, was jedoch im Sinnes eines positiven Synergie-Effekts zur Schärfung der jeweils eigenen Argumentation genutzt wird.
- Die oftmals überdachende Rolle von Verkehrsprachen ist bislang in der Sprachkontaktforschung nur sehr unzureichend untersucht worden. Die intensiven Studien im Teilprojekt K4 (zum Englischen) dienen als Ausgangspunkt für Untersuchungen, die feststellen sollen, ob die dort gewonnenen Erkenntnisse auf frühere Sprachzustände und -konstellationen zu übertragen sind. Dieser Aspekt wird auch von Projekt H3 anhand des Lateins näher untersucht.
- In Kooperation mit Projekten der E-Gruppe wird es verstärkt bei den Projekten H1, H5, H6, H9, aber auch H8 darum gehen zu untersuchen, wie sich deren Ergebnisse aus früheren Sprachkontaktsituationen mit den Erkenntnissen aus den Forschungen zum bilingualen Spracherwerb in Übereinstimmung bringen lassen. Damit wird eine gemeinsame Basis für die historische und die gegenwartsbezogene Mehrsprachigkeitsforschung sichergestellt. Schließlich sollte vernünftigerweise nichts für frühere Zeiten postuliert werden, von dem man weiß, dass es sich bei gegenwärtigen Sprachkontaktsituationen nicht nachweisen lässt.
- Mit zwei Transferprojekten, T1 und T3, sind bereits Kooperationen im Gange, wobei es einmal um Varietäten, hier des Englischen, wie zum anderen um die Umsetzung mehrsprachiger Kommunikationsformen in der wirtschaftlichen Praxis geht. Für beide Projekte ergeben sich Gegenstücke im historischen Bereich, so dass auch ein Transfer umgekehrter Richtung stattfindet.
Die Projekte im Projektbereich sind:
- H1: Mehrsprachigkeit als Ursache und Folge von Sprachwandel: Historische Syntax romanischer Sprachen (Romanistik, Historische Linguistik, Spracherwerb, Syntax), Leiter: Jürgen M. Meisel & Esther Rinke, Inst. f. Romanistik
- H3: Skandinavische Syntax im mehrsprachigen Kontext (Skandinavistik), Leiter: Kurt Braunmüller, Inst. f. Germanistik I
- H5: Hiberno-Englisch: Variation und Universalien im kontaktinduzierten Sprachwandel (Varietätenforschung, Historische Linguistik, Universalienforschung, Anglistik), Leiter:Peter Siemund, Inst. f. Anglistik u. Amerikanistik
- H6: Phono-prosodische Entwicklung des Katalanischen im gegenwärtigen bilingualen Kontext (Romanistik, Erstspracherwerb, Phonologie, Morphologie), Leiterin: Conxita Lleó, Inst. f. Romanistik
- H8: Aktuelle polnisch-deutsche Zweisprachigkeit in Deutschland (Slavistik), Leiter: Bernhard Brehmer
- H9: Zur Intonation des Spanischen in Argentinien (Romanistik, Phonologie), Leiter: Christoph Gabriel
- K4: Verdecktes Übersetzen – Covert Translation (Angewandte Linguistik, Übersetzungswissenschaft, Kontrastive Pragmatik), Leiterin: Juliane House, Inst. f. Allgemeine u. Angewandte Sprachwiss.
- K8: Varianz in der Mehrsprachigkeit auf den Färöern (Skandinavistik), Leiter: Kurt Braunmüller, Inst. f. Germanistik I