Forschung
Das zentrale Forschungsinteresse des Sonderforschungsbereichs Mehrsprachigkeit bestand seit seiner Einrichtung im Juli 1999 in der Erfassung, Dokumentation, Beschreibung und Analyse der sprachlichen Formen des multilingualen Sprachgebrauchs und in der Prüfung von Hypothesen über Faktoren, die den multilingualen Sprachgebrauch und Spracherwerb sowie Sprachwandel in Sprachkontaktsituationen bestimmen oder beeinflussen. Dabei versteht sich der Sonderforschungsbereich als Verbund von Forschungsprojekten, die – auch wenn in verschiedenen theoretischen Ansätzen verankert – eine Reihe von Grundannahmen im Hinblick auf die sprachwissenschaftlich gegründete Forschungsarbeit zur Mehrsprachigkeit teilen. Der Kern dieser Grundannahmen ist, dass das menschliche Sprachvermögen auf Mehrsprachigkeit ausgerichtet ist, so dass individuelle und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit den "Normalfall" darstellen, Einsprachigkeit hingegen als Sonderfall zu verstehen ist.
Im Mittelpunkt der Arbeiten im Sonderforschungsbereich standen drei Aspekte: a) die individuelle Entwicklung von Mehrsprachigkeit, d.h. der Spracherwerb, und vor allem der Erwerb mehrerer grammatischer Systeme, b) die besonderen Formen von und Bedingungen für Kommunikation in multilingualen Kontexten, und c) der Wandel von Sprachsystemen sowie die Variation in Sprachsystemen und im Sprachgebrauch als mögliche Ergebnisse von individuellen und gesellschaftlichen Sprachkontaktsituationen.
In der vierten Förderperiode wurde die inhaltliche Ausrichtung weiter auf zwei zentrale Fragestellungen konzentriert: Die Frage der kritischen Phase wird in den vier Teilprojekten im Projektbereich E: Erwerb der Mehrsprachigkeit im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit stehen.
(E-Bereichskoordinatoren: Tanja Kupisch)
Die acht Teilprojekte dieses Projektbereichs (H1, H3, H5, H6, H8 und H 9 sowie K4 und K8) sind aus der H- bzw. K-Gruppe der 3. Phase des SFBs hervorgegangen. In den acht Projekten des Projektbereich H: Historische Aspekte der Mehrsprachigkeit und Varianz stehen Fragen zu Sprachwandel und Sprachkontakt im Vordergrund. Als neuer Schwerpunkt etabliert sich die Untersuchung von Veränderungsprozessen in aktuellen und rezenten Sprachkontaktsituationen. Damit eröffnet sich der Sprachwandelforschung die gesprochene Sprache als Forschungsgegenstand.
(H-Bereichskoordinator: Kurt Braunmüller)
Ein wichtiges Merkmal des Sonderforschungsbereichs Mehrsprachigkeit war, dass ein Teil der Forschungsergebnisse schon kurz- oder mittelfristig in eine praktische Anwendung mündeten. Neben einem umfänglichen Beratungs- und Informationsangebot waren hier die seit März 2007 arbeitenden Transferprojekte zu nennen. Die fünf Transferprojekte des Transferbereich T: Mehrsprachigkeit nutzten Ergebnisse aus den Grundlagenprojekten und überführten diese in konkrete Anwendungen für die Praxis.
(T-Bereichskoordinatorin: Kristin Bührig)
In allen Projektbereichen wurde empirisch orientierte Forschung betrieben und alle Projekte arbeiteten mit Sprachdaten, deren langfristige Verfügbarkeit und Nutzbarmachung in Form einer multilingualen Datenbank und der Entwicklung computergestützter Analysemethoden im Teilprojekt Z2 gesichert wird.
Zu den im Sonderforschungsbereich untersuchten Sprachen gehören Dänisch, Deutsch, Deutsche Gebärdensprache, Englisch, Färöisch, Französisch, Irisch, Isländisch, Italienisch, Katalanisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch, Türkisch sowie einige sprachgeschichtliche und regionale Varietäten dieser Sprachen.
Förderperioden
1999 - 2002: Erste Förderperiode des SFB 538 Mehrsprachigkeit
2002 - 2005: Zweite Förderperiode des SFB 538 Mehrsprachigkeit
2005 - 2008: Dritte Förderperiode des SFB 538 Mehrsprachigkeit
2007 - 2010: Transferbereich Mehrsprachigkeit
2008 - 2011: Vierte Förderperiode des SFB 538 Mehrsprachigkeit