'Disticha Catonis'

Datenbank der deutschen Übersetzungen

Cato im Netz

An erster Stelle sind einige Online-Texte zu nennen. Die gängigen Suchmaschinen und einschlägigen Linklisten erschließen auf den ersten Blick sehr viele "Ausgaben" - "Ausgaben" in Anführungsstrichen, da auf alles philologisches Beiwerk (Lesarten, Erläuterung, Kommentar) und selbst auf Quellenangaben zumeist verzichtet ist, so dass die derart präsentierten Texte grundsätzlich nur eingeschränkt nutzbar sind. Auf den zweiten Blick zeigt sich, dass alle Verweise letztlich auf nur zwei verschiedene Adressen führen:

Unter dem Dach einer einzigen Datei und ausweislich nach der kritischen Ausgabe von Marcus Boas (1952) gibt es die Distichen, die Epistel und die 'Breves sententiae' nur hier.
   Erwähnung verdient schließlich auch noch die Aufnahme der 'Disticha Catonis' in die Projektbibliothek von www.intratext.com. Welche Textausgabe zugrundegelegt ist, erfährt man zwar nicht: Es wird pauschal "internet" angegeben. Aber dafür hält die Textpräsentation ganz besondere Recherchemöglichkeiten bereit: So kann man sich beispielsweise alphabetische (nicht lemmatisierte) Wortlisten, Wortfreuenzlisten und zu einzelnen Wörtern ausgeben oder zu einzelnen Wörtern alle Parallelstellen anzeigen lassen.

Übersetzungen der lateinischen 'Disticha' liegen online bisher nur in die englische Sprache vor. Der oben erwähnte James O'Donnell hat neben dem lateinischen Text auch die Übersetzung von Buch I, II, III, IV) von James Marchand eingestellt. Zudem begleitet den lateinischen Text der 'Epistula' und 'Breves sententiae' nach der Ausgabe von ZATOČIL 1952 die englische Übersetzung wiederum von Marchand (durchgesehen von Martin Irvine). Das Verdienst, neben der verbreiteten von James Marchand - siehe oben - eine zweite englische Übertragung verfügbar gemacht zu haben, gebührt dem Department of English and American Literature and Language an der Harvard University in Cambridge/Massachussetts (USA). He knew nat Catoun, for his wit was rude: Diese Cato-Referenz in den 'Canterbury Tales' von Geoffrey Chaucer (The Miller's Tale I,3227) hat das Department bewogen, in die eigene Geoffrey Chaucer-Page auch den lateinischen Text sowie den englischen Cato von Wayland Johnson Chase (1922) aufzunehmen.

Amien, Bibliothèque municipale, Ms. 420, Bl. 150r (Cato-Kommentar des Philipp von Bergamo)Handschriften-Digitalisate im Netz sind, soweit sie auch den deutschen Text enthalten, in der Datenbank an Ort und Stelle ausgewiesen. Nachstehend wird nur auf einsprachig-lateinische oder Handschriften in anderen Volkssprachen verwiesen.
   Doch ist das alles ohnedies im Moment noch sehr, sehr wenig. Ich weiss zur Zeit nur zu verweisen auf die Dokumentation illuminierter Handschriften aus französischen Stadtbibliotheken, in deren Zusammenhang man im Ausschnitt von fünfzehn illuminierten Blättern auch zwei spätmittelalterliche Manuskripte mit dem Cato-Kommentar des Philipp von Bergamo zugänglich gemacht hat (Amiens, Bibliothèque municipale, Ms. 420; Langres, Bibliothèque municipale, Inc. 35). Zur Projektseite geht es über www.enluminures.culture.fr ('recherche experte' wählen und nach dem Autor 'Cato' suchen).

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Inkunabeln im Netz sind, soweit sie auch den deutschen Text enthalten, in der Datenbank ebenfalls an Ort und Stelle ausgewiesen, so dass nachstehend erneut nur einsprachig-lateinische Ausgaben oder Ausgaben in anderen Volkssprachen berücksichtigt sind.
  Auf dem Gallica-Server der Pariser Nationalbibliothek einsehen - und als PDF- oder TIFF-Datei herunterladen - ließen sich im Dezember 2000 folgende Inkunabeln:

  • 'Disticha Catonis', lat., in einem ausführlich und schulmäßig kommentierten [Inc. 'Summi deus largitor premii'] französischen Druck von 1485 (Lyon: Matthias Huss u. Johann Battenschnee; GW Nr. 6299; Download ca. 8 MB).

  • 'Disticha Catonis', lat., in einem unkommentierten französischen Druck der sogenannten 'auctores octo' von 1491 (Angoulême: Petrus Alanus u. Andreas Calvinus; GW Nr. 2777; Download ca. 28 MB).

  • 'Disticha Catonis', lat., in einer unkommentierten spanischen, den 'auctores octo' eng verwandten Ausgabe von 1499 (GW Nr. 2803; Download ca. 28 MB).
Über den Katalog der Biblioteca virtual de Andalucía zugänglich ist eine kommentierte Auctores octo-Ausgabe (Lyon 1499: GW Nr. 2800) der Biblioteca Pública del Estado - Biblioteca Provincial de Córdoba, die die lateinischen 'Disticha Catonis' gemeinsam mit dem spätmittelalterlichen französischen Standardkommentar 'Summi Deus largitor premii' enthält.
   Die UB Zaragoza hat im Herbst 2007 drei Inkunabeln mit den 'Disticha Catonis' (einmal gemeinsam mit dem Kommentar 'Summi deus largitor premii' [GW Nr. 6305], einmal ohne Kommentar als Auszug aus den 'Libros menores' [GW Nr. 6264] und einmal gemeinsam mit einer Übersetzung ins Katalanische [GW Nr. 6384]) ins Netz gestellt.
   Eine wahre Fundgrube für Cato-Ausgaben englischer Buchdrucker - nicht nur des 15. Jahrhunderts - ist die Datenbank der "Early English Books Online" (lizenzpflichtig - vgl. aber www.nationallizenzen.de). Unter ihren über 30 Cato-Ausgaben, die in Volldigitalisaten bereitgehalten werden, befinden sich auch die Inkunabeln GW Nr. 6358-6361.
  Die Bibliothèque municipale in Troyes hält unter ihren digitalisierten Inkunabeln das vollständige Farbdigitalisat der Pariser Ausgabe GW Nr. 6303 (mit Kommentar 'Summi deus largitor premii') vor (unter Recherche libre 'Cato' eingeben).
  Über den OPAC der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel ist das vollständige Farbdigitalisat einer Kölner 'Cato'-Inkunabel Heinrich Quentells von 1496 (GW Nr. 6314) mit dem spätmittelalterlichen Kommentar 'Summi Deus largitor praemii' zu erreichen, über den OPAC der Bayerischen Staatsbibliothek München sind u.a. vollständige Farbdigitalisate Leipziger und Augsburger 'Cato'-Inkunabeln von 1494 und 1497 (GW Nr. 6311 und 6315) ebenfalls mit dem spätmittelalterlichen Kommentar 'Summi Deus largitor praemii' zu erreichen - und vieles andere mehr (s. u.).
   Aus lateinischen Inkunabeln mit den Kommentaren des Robertus de Euromodio (GW 6284, 6285, 6286, 6288), des Philippus de Bergamo (GW 6297) und 'Summi deus largitor premii' (GW 6304, 6306, 6307) lassen sich jeweils drei Abbildungen, darunter stets eine des Titelblatts, aus der Datenbank aufrufen, die Ursula Rautenberg vom Erlanger Institut für Buchwissenschaft unter der Überschrift "Das frühe deutsche Buchtitelblatt. Mainz, Bamberg, Straßburg, Köln, Basel, Augsburg und Nürnberg. Bibliographische Daten und Abbildungen" ins Netz gestellt hat.
   Soweit sich der Bestand an digitalisierten Inkunabeln im Netz zukünftig vermehrt, wird sich das leicht über die Online-Suchmaske des Gesamtkatalogs der Wiegendrucke ermitteln lassen. Die Vorgehensweise ist zur Zeit (Dez. 2007) diese: ICA-Client im Browser starten, unter 'Recherche' auf 'Allgemeine Recherche' gehen, Suchkategorie 'Reproduktionen' anwählen, dort unter 'enthält' dannn 'http' eintragen.

Die Zahl der online einsehbaren Ausgaben des 16., 17., 18. und 19. Jahrhunderts nähert sich zur Zeit (Februar 2008) stetig der 100. Größere Sammlungen stellen bereit:

  • die Münchner BSB (via OPAC+ zu ermitteln, dort als Suchkriterum unter Dokumenttyp zusätzlich Online-Ressource anwählen);

  • die Datenbank der "Early English Books Online" (lizenzpflichtig - vgl. aber www.nationallizenzen.de);

  • die Datenbank der Eighteenth Century Collections Online (ECCO) (wiederum lizenzpflichtig und ggf. via www.nationallizenzen.de zu nutzen);

  • der Pariser Gallica-Server der BN: hier finden sich u.a.

    • die Löwener Cato-Ausgabe des Erasmus von Rotterdam (1517), die wegen ihres zwar knappen, aber überaus wirkungsmächtigen "Kommentars" Aufmerksamkeit verdient;
    • zwei Mailänder Ausgaben von 1518 und 1519 mit Übersetzungen ins Italienische;
    • eine Pariser Cato-Ausgabe von 1552, die neben dem lateinischen den griechischen Text des Maximos Planudes bietet;
    • eine Antwerpener Ausgabe von 1570 und mit dem lateinischen Text des Erasmus einschließlich seines "Kommentars", begleitet von der griechischen Metaphrasis des Planudes sowie einer Übertragung ins Französische;
    • eine Antwerpener Ausgabe von 1577, die dieses Textensemble von 1570 noch einmal um eine Übersetzung ins Niederländische erweitert.
Kleinere Sammlungen oder Einzeltitel halten vor
  • die virtuelle humanistische Bibliothek Les Bibliothèques Virtuelles Humanistes mit dem vollständigen Digitalisat einer in Paris 1576 von Robert Estienne aufgelegten Cato-Ausgabe, die neben dem frühneuzeitlichen lateinischen Vulgattext und den zweisprachigen lateinisch-französischen Erläuterungen des Humanisten Maturin Cordiers den spätmittelalterlichen griechischen Text des byzantinischen Mönchs Maximos Planudes enthält (dazu nach accès au catalogue in der recherche simple einfach "Cato" eingeben);

  • die Johannes a Lasco-Bibliothek Emden, in deren Sammlung Albert Ritzaeus Hardenbergs sich neben vielem anderen Wertvollen auch das vollständige Farbdigitalisat einer 1524 erschienenen Antwerpener Ausgabe der 'Disticha Catonis' (Signatur: "Philos. 8° 0009H") mit dem Kommentar des Erasmus von Rotterdam befindet;

  • die Digitale Bibliothek der Universität Valencia, die unter einer Vielzahl von Drucken des 16. Jahrhunderts auch zwei auf Antonio de Nebrija (1444-1522) zurückgehende 'Libros menores'-Ausgaben (d.i. die spanische Variante der französischen 'Auctores octo') online einsehbar bereithält, die jeweils von den 'Disticha Catonis' eröffnet werden (erschienen o.O. ca. 1518/20 bzw. Granada 1545).

  • Eine weitere Libros menores-Ausgabe (Granada 1534) und ein zweites Exemplar der Granada 1545 erschienenen ist in Abbildungen einsehbar, die im Katalog der Biblioteca virtual de Andalucía vorgehalten werden.

Forschungsbeiträge gibt es online bisher kaum. Im Rahmen des Digitalisierungsprojekts der Berliner Akademieschriften wurde auch die Arbeit von Tobler, Die altvenezianische Übersetzung der Sprüche des Dionysius Cato, von 1886 erfasst.

Zu nennen ist ferner eine kleine Forschungsbibliographie. Unter dem Titel Traditio Classicorum. Überlieferung der klassischen Autoren bis 1650 stellt Prof. Charles H. Lohr von der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg eine Bibliographie der Sekundärliteratur zur Überlieferung der klassischen Autoren bis 1650 bereit. Sie ist sowohl in der Auswahl der aufgenommenen Autoren wie in der jeweils dazu erfassten Literatur sehr uneinheitlich bestückt. Zum lateinischen Cato sind jedoch eine Reihe einschlägiger Titel versammelt.

Vereinzelt sind Cato-Bezüge in literarischen Werken erfasst. Chaucer wurde bereits erwähnt (s.o.). Der Kontext einer Cato-Referenz in Friedrich Wilhelm Webers (1813-94) 'Dreizehnlinden' (IV. [Die Mette]) - Guter Waltram! Tag' und Nächte / Kaut' er grimmig an der Feder, / Tag' und Nächte an des Cato / Und Donatus hartem Leder. - ist mit dem Gesamttext dieses Versepos beim Gutenberg-Projekt einzusehen. Und Anton Reiser schließlich, die Hauptfigur im gleichnamigen Roman von Karl Philipp Moritz (1756-93), dürfte einer der wenigen literarischen Gestalten sein, denen die Cato-Lektüre Freude bereitet hat: Der Kantor lehrte auch lateinische Verse machen, trug die Regeln der Prosodie vor, die er nachher auf Catonis disticha beim Skandieren derselben anwenden ließ. Reiser fand hieran sehr großes Vergnügen, weil es ihm so gelehrt klang, lateinische Verse skandieren zu können und zu wissen, warum die eine Silbe lang und die andere kurz ausgesprochen werden mußte; der Kantor schlug mit den Händen den Takt beim Skandieren. Vgl. für den Zusammenhang der Stelle wiederum den Text beim Gutenberg-Projekt.