Modernisierung der Hamburg Messe
Projekt
Kommunikative Begleitung des Planungsprozesses zur Modernisierung der Hamburg Messe
Auftraggeber:
Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Wirtschaft und Stadtentwicklungsbehörde
Projektteam:
Peter H. Feindt, Manuela Kronenberg, Verena Rottmann
Kooperationspartner:
Wolfgang Gessensharter (Universität der Bundeswehr Hamburg, Institut für Politikwissenschaft), Markus Birzer (Politik- und Unternehmensberatung Markus Birzer, Hamburg)
Laufzeit:
01.06.2000 - 01.11.2000
Problemstellung
Die geplante Erweiterung der Hamburg Messe gehört zu den derzeit größten innerstädtischen Planungsvorhaben in Deutschland. Sie stößt auf erhebliche Vorbehalte in den anliegenden Stadtteilen. Der Beauftragung gingen eine erhebliche öffentliche Mobilisierung und zum Teil gewalttätige Auseinandersetzungen in den der Messe benachbarten Stadtteilen voraus.
Ziel
Ziel der kommunikativen Begleitung des Planungsprozesses zur Messe-Erweiterung war die Bündelung der vielfältigen diesbezüglichen Kommunikationsprozesse und dadurch einerseits eine thematisch-inhaltliche Strukturierung, andererseits die Schaffung von Kommunikationsstrukturen zum Zwecke der Etablierung einer Hierarchie der Kommunikationsakte in dem Sinne, dass - idealtypisch - die je umfassenderen Beratungen in ihren Ergebnissen gesichert und letztere auch nur durch gute Gründe in Frage gestellt werden können. Das gesamte kommunikative Vorgehen war darauf ausgerichtet, einen diskursgefestigten, also auf einer umfassenden Informationsbasis und wechselseitigem Interessenabgleich basierenden "Kontrakt" zwischen allen Beteiligten zu erreichen.
Die Modalitäten, mit denen die Interessen der betroffenen Stadtteile und ihrer Bewohner in die Planungen einbezogen werden, sollten von der Stadt, dem Vorhabenträger Messe und den betroffenen Nachbarn (insbesondere dem Fleischgroßmarkt Hamburg) gemeinsam festgelegt werden. Dazu sollten in einem diskursiven Vorgehen zunächst die Interessen und Prioritäten der verschiedenen Gruppe nachvollziehbar aufbereitet werden und in eine gemeinsame Prioritätenliste überführt werden. Für den Fall, dass kein Konsens über eine solche Prioritätenliste hätte erreicht werden können, sollte auf diese Weise zumindest die Suche nach geeigneten Kompensationen erleichtert werden.
Wissenschaftlich-praktisches Ziel war die Erprobung und empirische Erforschung von kooperativen Verfahren der Bearbeitung öffentlicher Konflikte in einem Fundamentalkonflikt.
Vorgehen
In der Vorphase wurden auf Basis eines Interviewleitfadens ca. 20 Hintergrundgespräche mit Schlüsselakteuren geführt.
In der ersten Phase wurden einWorkshop mit den drei beteiligten Stadtteilbeiräten , interessierten Bürgern, Vertretern der Senatsbehörden, der MCH, dem Sanierungsträger STEG und den Gutachtern sowie zwei parallele Bürger-Workshops mit nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Bewohnern der betroffenen Stadtteile durchgeführt. Ziel war es jeweils, über den Zwischenstand der Gutachten zur Messe-Erweiterung zu informieren und Gelegenheit zu geben, über die Gutachten (inklusive deren scoping) zu diskutieren, die Anliegen, Besorgnisse und Interessen der anliegenden Stadtteile aus Sicht der Teilnehmer zu sammeln, zu strukturieren und zu gewichten sowie Vorschläge für die Planung zu erarbeiten und zu bewerten. Diese Phase wurde ergänzt durch die Moderation von zwei gemeinsamen öffentlichen Sitzungen der Sanierungsbeiräte.
In der zweiten Phase wurden auf einer öffentlichen Veranstaltung die Ergebnisse der Gutachten diskutiert. Auf einem zweiteiligen Workshop mit Vertretern der Bezirke, des Senats, der Messe-Gesellschaft, des Fleischgroßmarkts, der Sanierungsbeiräte und mit interessierten Bürgern wurde eine Vereinbarung über die Grundzüge der Planung (‚Kontrakt‘) erzielt. Die Ergebnisse wurden in einem Abschlussbericht aufbereitet und zusammengefasst und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Von Beginn des Prozesses bis eine Woche nach Bekanntgabe der Ergebnisse des letzten Workshops wurden außerdem Kommunikationsmöglichkeiten für jedermann angeboten: Bürgertelefon mit Anrufbeantworter, Bürgerfax, E-Mail-Adresse und eine Internetseite, auf der auch die Gutachten - z.T. bereits als Zwischenberichte - eingesehen werden konnten.