Erkenntnisgewinn und viel Solidarität
31. Juli 2020, von Redaktion Universitätskolleg
![Das Bild zeigt die Porträts von Prof. Dr. Telse Iwers und Dr. Christine Busch.](https://assets.rrz.uni-hamburg.de/instance_assets/zentrale/10516140/2020-07-31-iwers-busch-733x414-dd0b88c8fdb76f3be95b520c79dd1d9d696aa82b.jpg)
Foto: UHH/Iwers, UHH/Busch
Die Vorlesungszeit des digitalen Sommersemesters 2020 ist vorüber. Was hat gut funktioniert, was hätte besser gelöst werden können und welches waren die zentralen Erkenntnisse? Prof. Dr. MHEd. Telse Iwers, Prodekanin für Studium, Lehre und Prüfungswesen der Fakultät für Erziehungswissenschaft, und Dr. Christine Busch, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie im Arbeitsbereich Arbeits- und Organisationspsychologie, schildern ihre Eindrücke.
Prof. Dr. MHEd. Telse A. Iwers:
Das digitale Semester im Sommersemester 2020 zeichnete sich in erster Linie durch extreme Handlungsnotwendigkeiten aus, wie wir sie in der Entwicklung von Lehrformaten bisher nicht gekannt haben. Daher ist es immer wieder notwendig zu betonen, dass wir nicht in der Lage waren, ein hochschuldidaktisch vollkommen durchdrungenes Konzept digitaler Lehre zu entwickeln und dieses über die gesamte Fakultät strukturell begründet auszurollen. Die Lehrenden wurden ebenso wie die Studierenden von der Pandemie und ihren begleitenden Bedingungen überrascht. In enger Abstimmung und Übereinstimmung mit der Studiendekanekammer war es mein vorrangiges Ziel als Prodekanin für Studium, Lehre und Prüfungswesen der Fakultät für Erziehungswissenschaft, zum einen den Studierenden Lehre anzubieten, die es ihnen ermöglicht, dieses Semester zu studieren, einen möglicherweise entstehenden Gap in ihrer Bildungsbiografie zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren und ihnen einen Bezug zu ihrem Studium weiterhin zu ermöglichen. Zum anderen war es mein Ziel, die Lehrenden bei der Ad-hoc-Umstellung ihrer Lehre auf digitale Formate zu ermutigen, ihnen zur Seite zu stehen, Diskussionen zu deren Gestaltung in den Arbeitsbereichen anzuregen und ihnen Unterstützungsangebote zu machen.
Mit sehr hohem Engagement haben sich die Lehrenden mit der Digitalisierung ihrer Lehre befasst; in Modulverantwortlichen-, Fachbereichs- und Arbeitsbereichskonferenzen wurden digitale Formate entwickelt, diskutiert und teilweise gemeinsam, teilweise individuell geplant. Es wurden die Lehrenden begleitende Tutorien auf den Weg gebracht und das eLearning-Büro hat umfassende Unterstützungen in Form von umfassenden Handreichungen, Workshops, E-Tutorien und Ad-hoc-Beratungen angeboten, ergänzt um hochschuldidaktische Empfehlungen des Hamburger Zentrums für Universitäres Lehren und Lernen (HUL).
So entstanden sehr variantenreiche Angebote, die es uns ermöglichten, die Lehre nahezu vollständig auszubringen und auch damit verbundene Prüfungen zu realisieren. Rückblickend erscheint diese Welle von Bereitschaft und Motivation noch immer so beeindruckend, wie es lehrkonzeptbezogene Reformen in den Jahren zuvor nicht hervorbringen konnten.
Dabei ist besonders hervorzuheben, mit welcher Geschwindigkeit verschiedenste Tools zur Digitalisierung nutzbar gemacht worden sind und welcher Digitalisierungsschub uns damit geboten wurde. Zugleich wurden die entstandenen Angebote in verschiedenen formalen und informellen Arbeitssitzungen sowie in Lehrenden- und Lehrveranstaltungsevaluationen immer wieder kritisch reflektiert. Neben Handlungsnotwendigkeiten entstand so eine kritische Digitalisierungsreflexion, welche die entstandenen Angebote auch vor dem Hintergrund von Studierendenrückmeldungen durchleuchtete. Die Kombination aus allen verschiedenen in diesem Prozess eingenommenen Perspektiven kann für die weitere Gestaltung der digitalen Lehre, vorerst für die Planungen des kommenden Semesters, hilfreich sein.
Um diese Reflexionen weiter zu vertiefen und aufeinander zu beziehen, findet in der Fakultät für Erziehungswissenschaft im September ein Strategietag „Digitale Lehre: Rückblick und Ausblick“ statt. Hier werden verschiedene Digitalisierungsangebote besprochen und es werden hoffentlich Empfehlungen für die Gestaltung des Wintersemesters abgeleitet, welche die Entwicklungen des Sommersemesters fortsetzen. Dabei werden sicherlich die Kombination aus asynchroner und synchroner Lehre verstärkt in den Blick genommen und verschiedene hybride Formate diskutiert werden.
Dr. Christine Busch:
Was hat im digitalen SoSe 2020 aus Ihrer Perspektive gut funktioniert?
Für mich
war das Highlight im digitalen Sommersemester 2020, wie wir als Arbeitsbereich bzw. Team schnell
reagiert und sehr effektiv die Umstellung der Präsenzlehre auf digitalen Unterricht in „MS Teams“
vorgenommen haben. Mir gefiel unsere Zusammenarbeit, weil alle sehr kreativ und engagiert sich
eingebracht haben, um Formate anzupassen, Vorlagen und Videos zu erstellen und Inhalte für die
digitale Lehre aufzubereiten. Es hat Spaß gemacht, sich als Team über das Semester hinweg virtuell
auszutauschen und Verbesserungsmöglichkeiten für die digitale Lehre zu besprechen. Mich hat das
positive Feedback der Studierenden zur digitalen Lehre gefreut.
Gibt es etwas, das neu war, aber unbedingt auch in Zukunft beibehalten werden
sollte?
Neu waren der Gebrauch der Plattform und weiterer Software für
Online-Besprechungen in der Lehre und der Zusammenarbeit im Team sowie die angepassten Formate und
Inhalte. In Zukunft wünsche ich mir, dass wir Präsenzlehre mit digitaler Lehre verbinden. Viele der
Studierenden wohnen außerhalb Hamburgs und sparen Zeit und Geld, wenn sie von zu Hause aus an der
Lehre teilnehmen können. Alle mussten sich mit für sie neuen Plattformen und Software für
Online-Besprechungen auseinandersetzen und erlebten dabei Erfolge. Virtuelle Lehre kann richtig Spaß
machen.
Was hätte wie besser gelöst oder organisiert werden können?
Ich hätte mir
gewünscht, dass sich der gesamte Fachbereich für eine Plattform entscheidet, nicht nur unser
Arbeitsbereich. Die Studierenden erzählten, dass es einen Flickenteppich an Plattformen und Software
gab. Andererseits hat es die Scheu genommen, sich auf neue Software einzulassen und vieles
auszuprobieren.
Welches waren Ihre zentralen Erkenntnisse im Rahmen dieses Semesters? Gab es eventuell
Erfahrungen, die Sie ohne den digitalen Rahmen nicht hätten machen können?
Neue
Erfahrungen waren die virtuelle Zusammenarbeit im Team für die digitale Lehre und das Kennenlernen und
Anwenden neuer Plattformen und Software in der digitalen Lehre. Das positive Feedback der Studierenden
zeigte mir auf, dass virtuelle Lehre sehr gut möglich ist, aber trotzdem allen Beteiligten der direkte
Kontakt fehlte. Fazit: Eine Kombination aus Präsenz- und digitaler Lehre ist ideal. Dabei sollten
bewährte Plattformen verwendet, aber auch beständig neue Softwarelösungen ausprobiert werden.
Weitere Stimmen zum digitalen Sommersemester 2020 sowie Beiträge zu den digitalen Angeboten und Initiativen des Universitätskollegs und anderer unterstützender Einrichtungen finden Sie in unserem neuen Kolleg-Boten 104 (PDF).