MinHorLam
Projekt
MinHorLam - Minderung von Hochwasserrisiken durch nicht strukturelle Landnutzungsmaßnahmen in Abflussbildungs- und Überschwemmungsgebieten - eine transdisziplinäre Studie zur Effektivität solcher Maßnahmen -
Auftraggeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Projektteam: Dr.-Ing. Manuel Gottschick, Dr. Manfred Szerencsits , Prof. Dr. Volker Beusmann
Kooperationspartner: Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V., Müncheberg
Institut für Landschaftswasserhaushalt
Prof. Dr.-Ing. Joachim Quast
Institut für Sozioökonomie
Dr. Andrea Knierim
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft – LfL,
Fachbereich Pflanzliche Erzeugung,
Referat Bodenkultur, Leipzig
Dr. Walter Schmidt
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung –UFZ, Department für Fließgewässerökologie, Magdeburg Dr. Wolf von Tümpling
Zielsetzung
Ziel des Verbund-Projektes ist es, zu klären, in welchem Maße agrarische Landnutzungsmaßnahmen den Hochwasserabfluss und das Überflutungsgeschehen (einschließlich Boden- und Gewässerkontamination) beeinflussen und mit welchen Managementmaßnahmen im Agrarbereich das Risiko extremer Abflüsse, negativer Umweltwirkungen und ökonomischer Schäden gemindert werden kann.
Aus dem Wissenstand zu hochwasserrelevanten Aspekten des Landschaftswasserhaushaltes, der Agrarwirtschaft, der Fließgewässerökologie sowie der Sozioökonomie werden abflussmindernde Effekte durch Bewirtschaftungswandel in HW-Entstehungsgebieten (Arbeitspaket 1) sowie die Risikowirkungen nicht-struktureller Landnutzungsmaßnahmen in Überschwemmungsgebieten beurteilt (Arbeitspaket 2). Zudem erfolgt eine transdisziplinäre Kooperationsanalyse zum landwirtschaftlichen Hochwasserschutz (Arbeitspaket 3). Der Schwerpunkt der Tätigkeiten des FSP Biogum ist im Arbeitspaket 4 mit dem Titel „Risikowahrnehmung und -bewusstsein von landwirtschaftlichen Akteuren in Hochwasserentstehungs- und Überschwemmungsregionen“ angesiedelt.
Die speziellen Ziele der Forschung am FSP Biogum sind somit
(1) die Identifikation und Analyse von Problembewusstsein und Risikowahrnehmung betroffener Akteure in Bezug auf die mögliche Erhöhung oder Minderung von Hochwasserrisiken durch nicht-strukturelle Maßnahmen und
(2) die Identifikation und Analyse akteurspezifischer Entscheidungslogiken bei der Umsetzung nichtstruktureller Maßnahmen auf der Basis subjektiv wahrgenommener vermittelnder (Bewusstsein, Wissen etc.) und motivierender Faktoren (Kosten, Anreize etc.).
Als Ergebnis des Verbund-Projektes werden Optionen für land- und forstwirtschaftliche Minderungsstrategien im Gesamtkonzept des Hochwassermanagements auf Flussgebietsebene als Grundlage für Entscheidungshilfen/Politikempfehlungen ausgewiesen. Die Ergebnisse sind hilfreich bei der Umsetzung der EU-Hochwasserrahmenrichtlinie (Arbeitspaket 5).
Vorgehen
Im Projekt werden für Hochwasserentstehungs-, -durchleitungs- und Überschwemmungsgebiete die grundsätzlichen Möglichkeiten nicht-struktureller agrarischer Maßnahmen zum Wasserrückhalt und zur Abflussminderung nach unterhalb analysiert. Dabei werden sowohl die Wirkungen für lokale als auch für flussgebietsrelevante Ereignisse berücksichtigt.
Für die Durchleitungs- und Überschwemmungsgebiete der Flussauen wird zusätzlich geprüft, in welchem Maße nicht-strukturelle Landnutzungsmaßnahmen
a) zu Aufstau und damit zu größerer Überschwemmung mit erhöhtem Schadensrisiko und
b) zu Kontaminationsrisiken für Erntegut, Böden und Gewässer führen.
Für die Beurteilung der Minderungseffekte von Infiltrations- und Verzögerungsprozessen auf hochwassererzeugende Abflüsse von unterschiedlich strukturierten Acker- und Grünlandstandorten werden im Arbeitspaket 1 unter anderem Ergebnisse der Erosionsforschung genutzt. Für die Ermittlung von standort- und nutzungsabhängiger Abflussminderung werden zudem Einzelschläge mit realistischen Modellregenereignissen beaufschlagt. Zum anderen wird aus den potenziellen Anwendungsflächen nicht-struktureller agrarischer Maßnahmen in beispielhaften Hochwasserentstehungsgebieten für extreme Niederschlagsereignisse der letzten Jahre auf die Beeinflussbarkeit der Hochwasserscheitel im Einzugsgebietsmaßstab geschlossen.
Für die Bedingungen in Überschwemmungsgebieten der Flussauen wird im Arbeitspaket 2 die wirksame Prozessdynamik bei HW-Anstieg und HW-Rückgang unter Berücksichtigung von Landnutzungsszenarien analysiert. Dazu erfolgt eine differenzierte Bewertung aller in der öffentlichen Diskussion befindlichen Argumentationen zu (vermuteten) Einwirkungen und Risiken. Als methodische Grundlage werden Ergebnisse eigener in situ-Messungen und Modellsimulationen der Projektpartner sowie der publizierte Wissensstand genutzt. Für ackerbaulich genutzte potenzielle Überschwemmungsgebiete bis HW100 (einschließlich Flutungspolder) werden Risikomanagementszenarien zur Schadensminimierung innerhalb möglicher Prognosezeiträume entwickelt, die als Grundlage für notwendige rechtliche Regelungen und/oder finanziellen Verlustausgleich herangezogen werden können. Untersucht werden insbesondere die Potenziale zum Landschaftswasserrückhalt in Nebeneinzugsgebieten und deren Effekte auf die Hochwasserminderung im Hauptstrom anhand beispielhafter Abschätzungen in Relation zu extremen Hochwasserabflüssen im Hauptstrom.
Im Arbeitspaket 3 wird eine Interaktionsanalyse über die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Hochwasserschutz durchgeführt. Zentrales Element ist dabei empirische Situationsanalyse über den Stand, die Möglichkeiten und die Schwierigkeiten einer Kooperation zwischen den Akteuren der Landwirtschaft und der Hochwasserprävention.
Vom FSP Biogum werden im Arbeitspaket 4 das Problembewusstsein und die Risikowahrnehmung von Landwirten und Vertretern von Landwirtschafts- und Landschaftspflegeverbänden sowie den zuständigen Verwaltungsbehörden in den Bereichen Landwirtschaft und Hochwasserprävention in potenziellen Hochwasserentstehungs- und Überschwemmungsgebieten mittels leitfadengestützter Interviews erhoben. Im Rahmen der Interviews werden auch mentale Modelle der Akteure in Bezug auf die Wirkungszusammenhänge von nicht-strukturellen Hochwasserschutzmaßnahmen auf Hochwasserausmaß und -schäden erhoben und analysiert. Auf dieser Basis werden die kognitiven Prozesse der Verhaltensselektion und Intentionsbildung akteurspezifisch analysiert. Darüber hinaus werden Vorstellungen zum Risikomanagement erfasst.
Abschließend erfolgt im Arbeitspaket 5 die Zusammenführung der Ergebnisse und die transdisziplinäre Bewertung der Hochwasserprävention im Agrarbereich. Hierfür werden in ausgewählten Gebieten die Möglichkeiten und Grenzen des präventiven Hochwasserschutzes im Agrarbereich den betroffenen Interessengruppenvertretern vorgestellt. Auf diese Weise können Maßnahmen mit diesen in einem partizipativen Prozess bewertet werden. Dieser Analyse- und Bewertungsprozess wird in Workshop- Form in mehreren Regionen Deutschlands durchgeführt, um Vergleichsmöglichkeiten zu schaffen und neue Handlungsspielräume und Veränderungspotenziale offen zu legen.
Projektergebnisse
Den Abschlussbericht finden Sie unter der Rubrik „Ergebnisse“ auf: http://www.minhorlam.de
Manuel Gottschick, Manfred Szerencsits, Juliane Ette, unter Mitarbeit von Ulrike Beyer und Judith Krüger (2010) Hochwasserrisikomanagement von Landwirten - Empirische Studie der Risikowahrnehmung und des Risikobewusstseins im Rahmen des BMBF-RIMAX Projekts MinHorLam (FKZ 0330818B) BIOGUM-Forschungsbericht/BIOGUM-Research Paper, FG Landwirtschaft, Nr. 19, Hamburg, ISBN: 3-937792-22-4 PDF