Digitales Lehren und Lernen: Lehrende und Studierende im Dialog
30. Juli 2020, von Redaktion Universitätskolleg
![Portrait-Bild von Lena van Beek](https://assets.rrz.uni-hamburg.de/instance_assets/zentrale/10509214/2020-07-30-lena-van-beek-interview2-news-8fa0066c6d073cae661f9be9351e81f753eacc6e.jpg)
Foto: Lena van Beek
Ein Rückblick auf das Sommersemester 2020 aus dem Institut für Germanistik, Fakultät für Geisteswissenschaften
Was lief gut, was ist verbesserungswürdig? Was hat uns dieses Semester besonders angestrengt, was hat uns Freude bereitet? Was können wir auch für die Zukunft mitnehmen? Resümierend blicken wir gemeinsam mit Lena van Beek (Lehre), Franziska Gernert (Studentin und Tutorin) und Skadi Kompa (Studentin und Tutorin) auf das digitale Sommersemester.
Wie haben Sie am Institut für Germanistik den Start ins digitale Sommersemester erlebt?
van Beek: Für mich ergab sich der Lehrauftrag für ein Seminar Ia in der Älteren deutschen Sprache und Literatur (ÄdL) sehr spontan. Als sich dann langsam herauskristallisierte, dass das Semester digital abgehalten werden würde, habe mit einer Kollegin, bei der ich wohnte und die zufällig auch für das Kompetenzzentrum Lehren und Digitales Lernen in Bamberg arbeitet, alles an Tools ausprobiert, was wir in die Finger bekommen haben. Insofern wusste ich Anfang April schon relativ genau, welche Tools mir beim Testen nicht gefallen hatten und dass wir für das Seminar eine Mischung aus Youtube und Discord benutzen würden.
Gernert: Der Start ins digitale Sommersemester 2020 am Institut für Germanistik war chaotisch, aber als es dann tatsächlich am 20. April losging, lief es eigentlich ganz gut. Da ich auch noch als studentische Hilfskraft arbeite, bin ich davon ausgegangen, einen großen Mehraufwand leisten zu müssen, um meinen Professor bei der Vorbereitung und Durchführung der digitalen Lehre zu unterstützen. Tatsächlich war das gar nicht der Fall, da sich sämtliche Dozierende schnell und selbstständig in die Tools eingearbeitet haben.
Kompa: Der Semesterstart war wirklich etwas turbulent, vor allem, weil viele Informationen spät kamen und die Kommunikation eher holprig verlief. Das hat zu Unsicherheiten geführt. Sobald es aber einen festen Starttermin gab, ging es ganz gut (bis auf Unstimmigkeiten hinsichtlich der Tools).
Wie hat sich Ihre gemeinsame Zusammenarbeit hinsichtlich des Seminars gestaltet?
van Beek: Wir haben uns im Vorfeld telefonisch und bei Discord ausgetauscht und haben über gemeinsame Etherpads z. B. Stellen notiert, die wir bereits übersetzt haben. Nach dem Seminar hatten wir jeweils etwa eine halbe Stunde Teammeeting über den Verlauf des Seminars, in dem wir sowohl Probleme als auch Privates besprochen haben.
Gernert: Es hat sich schnell herausgestellt, dass die digitale Kommunikation im Dreieck ein gewisses Konfliktpotenzial birgt. Daher haben wir versucht, unsere interne Kommunikation dahingehend zu verbessern, dass immer alle auf demselben Stand sind. Für uns Tutorinnen war es besonders wichtig, in den Teammeetings die Arbeitsaufgaben genau abzustecken.
Kompa: Da wir alle drei Digital Natives sind, gab es keine Probleme hinsichtlich der Kommunikationstools. Wir mussten uns nur eigene Zeitfenster für wöchentliche Besprechungen suchen, das hat auch gut geklappt.
Welche neuen Aufgabengebiete haben sich für Sie herausgebildet?
van Beek: Ich habe etwa 30-minütige Grammatikvideos aufgenommen, geschnitten und bei Youtube hochgeladen. Das war sehr viel mehr Aufwand für mich. Die Produktion eines Videos kostete ein bis zwei Tage Arbeit. Oft saß ich noch bis Mitternacht an der Tonnachbearbeitung. Aber ich bin stolz auf das Ergebnis, es ist das Beste, was ich unter den Umständen leisten konnte. Ich hoffe, dass diese unter CC-Lizenz stehenden Videos als OER-Ressource in den kommenden Semestern bei Inverted- Classroom-Konzepten helfen können.
Gernert: Da wir in diesem Sommersemester das erste Mal Tutorien in der ÄdL unterrichtet haben, hat sich eine ganze Bandbreite an neuen Aufgabengebieten entwickelt: z. B. das Arbeiten über Etherpads (Texte einstellen, lesen, korrigieren), synchrone Lehre über Discord gestalten (Text-, Audio-, Video-Chat, Materialienaustausch, persönliche Beratung) oder extensives Arbeiten mit Online-Wörterbüchern.
Kompa: Da es das erste Tutorium für uns war, gab es natürlich viele neue Aufgabengebiete. Im Vergleich zu einem analogen Semester gab es selbstredend Unterschiede. Da die Präsenz in einem eigens ausgestatteten Veranstaltungsraum entfiel, musste z. B. oft überlegt werden, wie ein ansonsten praktisches Tafelbild als Arbeitsblatt funktionieren und angefertigt werden kann. Wie Informationen verstetigt werden können, damit die Studierenden nicht in einer Flut akustischer Informationen die Orientierung verlieren. Wir haben viel über die Didaktik reflektiert. Ansonsten kam für uns der technische Support für die Studierenden als Aufgabe hinzu.
Wie steht es um das Thema im Kontext germanistischer Forschung?
van Beek: In der germanistischen Mediävistik ist die Digitalisierung nur sehr selektiv angekommen. Insofern war dieses Semester für viele Dozierende ein Sprung ins kalte Wasser – was ja aber durchaus erfrischend sein kann, wenn der Anlass ein anderer wäre.
Gernert: Die Digitalisierung in der Germanistik ist besonders in der NdL und Linguistik deutlich ausgeprägt (siehe ‚DH‘-Professur). Für die ÄdL trifft das leider nur teilweise zu. Allerdings hat sich hier im Rahmen der Krise auch viel getan. Beispielsweise hat sich das seit 20 Jahren bestehende Fachportal mediaevum intensiv damit beschäftigt, die Seite zu aktualisieren und unter dem Stichpunkt „Digitales Lehren und Lernen“ wichtige Ressourcen für Lehrende und Studierende zur Verfügung zu stellen.
Kompa: Im Zusammenhang mit den Tutorien waren die von vielen Bibliotheken und Forschungsstellen bereits geleistete Digitalisierung von Handschriften, Drucken und zahlreichen Wörterbüchern sowie der kostenfreie (auch privat nutzbare) Zugang hierzu eine Hilfe. Doch der Zugang zu Forschungsliteratur kann und muss unbedingt verbessert werden.
Über welche digitalen Tools fand das Lehren und Lernen statt und wie wurde der Austausch untereinander gewährleistet?
van Beek: Die Grammatikvideos gab es über Youtube. Arbeitsmaterialien, -blätter, Texte etc. und die Tutorien wurden über Agora, das LMS der Universität Hamburg, organisiert. Einmal in der Woche haben wir uns zu einer 45-minütigen Synchronsitzung über den Sprachchat bei Discord getroffen. Dort haben wir Übersetzen am Etherpad geübt. Der Textchat wurde auch asynchron zum Austausch und zur Klärung von Fragen benutzt. Einige Studierende haben sich dort auch vernetzt und z. B. kleinere Lerngruppen bei Whatsapp gegründet.
Wie haben sich die Studierenden im Seminar einerseits und im Tutorium andererseits verhalten? Gab es Unterschiede?
Gernert: Die Anzahl der Studierenden für diese Art von Veranstaltung war relativ gering, sodass ein intensiver Austausch hätte stattfinden können. Dies war allerdings nicht immer der Fall, sowohl im Seminar als auch im Tutorium hatten die Teilnehmenden Schwierigkeiten, sich zu überwinden, etwas zu sagen. Was fehlte, war der Blickkontakt, der den Studierenden signalisiert: Jetzt bist du dran, jetzt kannst du sprechen. Da half nur ein gezieltes Ansprechen der Personen, um zu gewährleisten, dass jeder einmal zu Wort kam. Generell kann man feststellen, dass sich die Studierenden in den Kleingruppen des Tutoriums häufiger zu Wort gemeldet haben.
Kompa: Der fehlende Blickkontakt ist mit der Wahlfreiheit der Nutzung der Kamera zu begründen. Den Teilnehmenden diese Wahl zu lassen, war uns wichtig, da wir die Verpflichtung hierzu in anderen Veranstaltungen als grundrechtverletzend empfanden. Es war aber zu spüren, dass im Verlauf der Wochen so weit ein Vertrauen aufgebaut werden konnte, dass die Studierenden im Tutorium ihre Fragen offen stellten und Probleme ansprachen.
Wie haben Sie die studentische Lehre im Tutorium erlebt? Gab es Unterschiede zum Vorsemester?
Gernert: Wir haben dieses Semester unser allererstes Tutorium überhaupt veranstaltet. Unsere Lehre war definitiv davon beeinflusst, dass wir die Studierenden nur digital erreichen konnten und dies gerade zu Anfang einige Probleme verursacht hat: Wie finde ich den Agora-Raum? Wie kann ich Discord auf dem PC/Handy/Tablet installieren? Wo kann ich Push-To-Talk einstellen? Wie kann ich meine UHH-Mailadresse verwenden? Wie kann ich Zugang zur Bibliothek bekommen? Wo ist der Link für das Etherpad? Es hat einige Wochen gedauert, bis alle Studierenden ihre Technik so weit eingestellt hatten, dass sie im vollen Umfang am Kurs teilnehmen konnten. Da wir bei Discord nur über Sprachchat kommuniziert haben, hat der visuelle Austausch oft gefehlt, und man hat sich gefragt, wo gerade das Problem liegt. Ob die Technik nicht mitspielt oder ob wir etwas nicht deutlich genug gesagt oder erklärt haben oder ob die Studierenden einfach gerade mal nicht zugehört haben, bleibt dabei völlig offen und hinterlässt die Lehrenden oft mit einem fragenden Gefühl im Magen. Es hat sich deutlich gezeigt, dass ein regelmäßiges Feedback von studentischer Seite essenziell ist, um den Lehr- und Lernerfolg zu bestimmen.
Kompa: Es war zunächst ungewohnt, mit den Studierenden nur digital zu kommunizieren und den Namen und Stimmen keine Gesichter zuzuordnen. Vor allem zu Semesterbeginn, aber auch im weiteren Verlauf kam es immer wieder zu technischen Schwierigkeiten. Deshalb haben wir immer wieder auch Support dahingehend und über die gewöhnlichen „Erstsemesterorientierungsfragen“ hinaus geleistet. Wenn die Kommunikation in den Sitzungen abbrach (obwohl die Technik funktionierte), mussten wir direktes Feedback einfordern. Zunächst gewöhnungsbedürftig, hat es aber den Lehr- und Lernerfolg gefördert.
Gab es Rückmeldungen/Wünsche/Anregungen von Studierenden? Sind Sie darauf eingegangen und wenn ja, wie?
Gernert: Es gab immer mal wieder Feedback von den Studierenden, welches deutlich positiv ausgefallen ist (sie waren sehr zufrieden mit Konzept und Umsetzung). Insbesondere in dem Teil des Tutoriums, in dem es um die Wiederholung ging, konnten Wünsche der Studierenden gut integriert werden.
Kompa: Da es die Einführung in die Germanistische Mediävistik/Ältere deutsche Sprache und Literatur ist, waren viele Studierende z. B. neugierig auf die mittelalterlichen Handschriften. Darauf haben wir über den Handschriftencensus zugegriffen und die Digitalisate auch über Screensharing gezeigt, wenn nicht alle Studierenden beide Anwendungen (Discord und Browser) gleichzeitig ausführen konnten. Dem Wunsch nach Anleitungen und extra Übungsmaterial (gerade jetzt in der Klausurvorbereitungsphase) sind wir auch nachgekommen.
Wo liegen in Ihren Augen die Chancen und Grenzen der digitalen Lehre?
van Beek: Die Teilnahmebedingungen sind nicht für alle gleich. Viele Studierende haben keine eigenen Geräte, keinen ruhigen Ort zum Lernen oder gar stabiles Internet. Das war auch bei Discord (im Gegensatz zu Zoom) einer der Nachteile: Häufig sind Leute rausgeflogen oder konnten nicht am Sprachchat teilnehmen. Mir war es wichtig, synchrone Teile zu haben, aber es ging auch immer asynchron. Der persönliche Kontakt fehlte allen, würde ich jetzt mal behaupten. Es ist wichtig, dass man den Raum für Nebengespräche und Off-topic-Unterhaltungen bietet, die man an der Uni ja sonst auch hätte und die einen wesentlichen Teil des Studiums ausmachen, nicht nur die alleinige Anwesenheit im Seminar. Dieses Semester hat viele Schranken abgebaut: Die Akzeptanz für digitale Formate und Open Access ist auch innerhalb der ÄdL gestiegen, was ich sehr begrüße! Außerdem gab es eine Auflösung der Privatsphäre, sowohl technisch als auch persönlich gesehen, und das kann man durchaus ambivalent bewerten (bei Discord sieht man z. B., was eine Person gerade spielt). Jetzt wissen meine Studierenden also, dass ich freitagabends das ganze Semester lang bei Twitch Astrologaster gespielt habe.
Gernert: Die digitale Lehre ermöglicht ein leichteres Lernen von zu Hause, aber nur unter der Bedingung, dass alle Studierenden dieselben Voraussetzungen haben. Das ist einfach nicht der Fall und da können wir Lena van Beek nur zustimmen. Viele Studierende in Hamburg müssen neben ihrem Studium arbeiten, um sich das Leben und Lernen in dieser Stadt leisten zu können. Das verlangt Flexibilität und Disziplin. Die digitale (asynchrone) Lehre kann diesen Lebensstil unterstützen, indem es den Studierenden freisteht, wann sie ihre Seminarsitzungen, Vorlesungen und Kurse bearbeiten. Eine Anwesenheit im herkömmlichen Sinne ist dafür nicht immer notwendig. Allerdings kann digitales Arbeiten für Studierende nur dann funktionieren, wenn sie Zugang zu allen Materialien haben. Das Angebot der digitalen Ressourcen insbesondere der Bibliotheken muss um ein Vielfaches ausgebaut werden, damit ein Arbeiten unabhängig vom Campus möglich sein kann. Was die digitale Lehre nicht ersetzen kann, ist das soziale Geflecht, das sich in der Universität, auf den Korridoren und in den Seminarräumen sowie den studentischen Freiräumen erstreckt. Bei der universitären Lehre geht es nicht nur um das Vermitteln von Inhalten, sondern auch um das Knüpfen von Beziehungen, den Aufbau von Netzwerken, die die Studierenden durch ihr ganzes Studium begleiten und ihnen im besten Fall den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen.
Kompa: Ich kann mich dem nur anschließend, würde aber noch hinzufügen, dass gerade die fehlende Campuskultur unbedingt durch zusätzliche Angebote für Sprechstunden und Betreuung für Studierende bei fachlichen und psychologischen Problemen aufgefangen werden sollte.
Verändert die digitale Lehre das Lernen und Lehren?
Gernert: Ob die digitale Lehre das Lernen verändert, hängt maßgeblich vom Lerntyp ab. Je nachdem, ob man am besten lernt, wenn man etwas hört, sieht, bespricht, aufschreibt oder darstellt, kann sich der Lernerfolg durch die digitale Lehre verändern. In unserem Fall gab es eine ausgewogene Mischung aus audio-visuellen Lehrangeboten. Die klassische Mitschrift während des Seminars oder des Tutoriums fällt vermutlich geringer aus, wenn das Tafelbild im Etherpad auch noch die kommenden Wochen verfügbar sein wird. Die digitale Lehre verändert die Lehre an unserem Institut insofern, als dass klassische Seminarkonzepte angepasst oder ganz neu strukturiert werden müssen. Das vorbereitende Lesen der Primär- und Sekundärtexte und die anschließende Diskussion im Seminar lassen sich nur begrenzt asynchron umsetzen.
Kompa: Es fällt schon auf, dass einige Lehrende den Lernerfolg durch eine größere Output-Forderung garantieren wollen. Hier nicht übers Ziel hinauszuschießen ist auch eine Herausforderung.
Wie können die digitalen Tools didaktisch bestmöglich aufbereitet werden?
van Beek: Diese Frage ist schwer zu beantworten. Das kommt sehr auf das jeweilige Tool an und was man damit erreichen möchte. Was auf jeden Fall helfen würde, ist die Berücksichtigung der mobile-Adaption der Dienste: Einige Studierende nehmen am Smartphone teil.
Sollten die Studierenden in ihrer digitalen Lern- und die Lehrenden in ihrer digitalen Lehrkompetenz mehr unterstützt und geschult werden? Wie könnte das aussehen?
van Beek: Die Erstellung von Leitfäden für die technische Einrichtung oder den technischen Support des RRZ auszuweiten wären praktikabel. Was macht man z. B., wenn jemand das Mikrofon nicht richtig eingestellt bekommt? Mit TeamViewer könnten da z. B. speziell ausgebildete Tutorinnen und Tutoren schnell und effektiv helfen. Wir haben in unserem Discord einen Channel „tech support“ eingerichtet. Ferner ist dies wohl auch die „Generation tablet“, welche am Anfang ihres Studiums steht und manchmal mit PC-OS und Textverarbeitungsprogrammen nicht so vertraut ist, wie ich es erwarten würde. Langfristig könnte man Informatik-Unterricht an den Schulen ausbauen.
Kompa/Gernert: Es ist dringend notwendig, dass die Studierenden zu Beginn ihres Studiums eine Einführung in alle digitalen Angebote der UHH verpflichtend besuchen. Nicht nur Lernplattformen wie Agora sind dafür von zentraler Bedeutung, auch die Anwendung der Bibliotheksservices, des RZZ und der institutsspezifischen Tools sind wichtig zu erlernen. Auf der Seite der Lehrenden wäre es lohnenswert, wenn alle Dozierenden in der Anwendung von digitalen Lehrtools geschult würden. Mit etwas mehr Übung würden sich viele Dozierende sicherlich mehr in der Konzipierung und Umsetzung von digitalen Lehrveranstaltungen zutrauen.
Stichwort Blended Learning: Wie sind Ihre Erfahrungen mit diesem Konzept?
van Beek: Blended Learning setze ich seit Beginn meiner Lehrtätigkeit im meinen Seminaren seit 2014 ein und es war auch da schon alternativlos.
Gernert: Eine Mischung aus digitalen und analogen Lehrangeboten ist am Institut für Germanistik Alltag. Hinsichtlich der Tatsache, dass sowohl Dozierende als auch Studierende zur Universität weite Strecken pendeln, scheint es nicht nur möglich, sondern auch nötig, dass in Zukunft auch mehr als 25 Prozent der Lehre digital ablaufen kann.
Was wünschen Sie sich für ein mögliches digitales Wintersemester?
van Beek: Ich wünsche mir bessere finanzielle und psychologische Unterstützung für die Studierenden. Besonders wünsche ich uns allen weiterhin Kraft und Gesundheit.
Gernert: Am allermeisten wünsche ich mir meinen Arbeitsplatz in unserer Fachbibliothek am Überseering 35 zurück. Da dies jedoch in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, wünsche ich mir, dass der Campuslieferdienst für die Fachbibliotheken des Fachbereichs SLM I und II ausgeweitet wird. Für ein weiteres digitales Semester wünsche ich mir mehr Unterstützung, vor allem auf der finanziellen Ebene. Wir haben dieses Semester wirklich viel geleistet und die Entlohnung dafür entspricht dem nicht.
Kompa: Als Studierende wünsche ich mir aber auch den Ausbau digitaler Nutzungsmöglichkeiten. Es sollte selbstverständlich werden, Literatur digital bereitzustellen. In diesem Semester haben viele Kolleginnen und Kollegen noch mal mehr geleistet, als sie es in den letzten Semestern schon getan haben. Viele haben sich mit viel Engagement und Kreativität eingebracht. Anerkennung und Unterstützung (psychologisch, technisch und finanziell) hierfür sind wichtig, um die Lehre weiterhin gut gestalten zu können.
Was war rückblickend Ihr schönster Moment im digitalen Sommersemester?
van Beek: In einem meiner anderen Seminare „Ritter aus Leidenschaft“ hatte ich Gasthörende aus ganz Deutschland, die von dem Seminar bei Twitter gehört hatten. Wäre das Seminar nicht digital gewesen, hätten sie niemals teilnehmen können!
Gernert: Mein schönster Moment im digitalen Sommersemester war das Live-Tweeten zum gemeinsamen Filmschauen („Ritter aus Leidenschaft/A Knight‘s Tale“) im oben erwähntem Seminar.
Kompa: Als ich nach viel Anfangspanik festgestellt habe, dass ich für fast jedes Problem eine geeignete technische Lösung finden und implementieren konnte.
In drei Worten: Wie haben Sie das virtuelle Hochschulsemester erlebt?
van Beek: progressiv – anstrengend – Club Mate
Kompa: belastend – lehrreich - lösungsorientiert
Gernert: erschöpfend – aufregend – Teamwork
Vielen Dank für das Gespräch!
Lesen Sie das Interview in komprimierter Fassung ebenfalls in unserem neuen Kolleg Boten (PDF) zum Thema „Rückblick auf das digitale Sommersemester“.