STELLUNGNAHME DER BIOLOGIE HEIDELBERGS ZUM STANDORT EINES EUROPÄISCHEN ZENTRALINSTITUTS DER EMBO

Die Grundlagenforschung erfordert heute einen regelmäßigen internationalen Austausch, um auf aktuellen Arbeitsgebieten konkurrenzfähig zu bleiben. Die EMBO (European Molecular Biology Organization) trägt dem Rechnung und hat im Februar d. J. einen Entwurf zur Gründung eines biologischen Laboratoriums auf europäischer Ebene vorgelegt (CEBN/70/12 E). Unserer Information zufolge ist die Standortfrage noch nicht entschieden. Heidelbergs Biologen schlagen vor, der EMBO Heidelberg als Standort anzubieten.

Allgemeine Situation Heidelbergs (in Stichworten)

  1. Heidelberg ist verkehrstechnisch günstig gelegen. Ein internationaler Flughafen ist in der Nähe
  2. Wissenschaftliche Institutionen in Heidelberg: Universität, vier Institute der Max-Planck-Gesellschaft, Deutsches Krebsforschungszentrum, IBM Forschungszentrum.
  3. Das Kernforschungszentrum Karlsruhe ist 45 Autominuten entfernt
  4. Alle wissenschaftlichen Institutionen sind in enger Nachbarschaft und liegen nahe cem Stadtzentrum
  5. Eine internationale Schule kann eingerichtet werden.
  6. Wohnungsproblemen steht die Stadt aufgeschlossen gegenüber
  7. Heidelberg liegt im Siedlungsraum Rhein / Neckar. Zahlreiche Zulieferfirmen der chemischen und elektronischen Industrie sind in der Nähe. Gute Erholungs- und Ausflugsmöglichkeiten liegen im Odenwald und im Neckartal.

Vorteile Heidelbergs als Standort für ein EMBO Institut (detaillierte Ausführung der im vorigen Abschnitt aufgeführten Punkte.

zu 1. Heidelberg hat eine zentrale, verkehrsgünstige Lage innerhalb Deutschlands und Europas. Ein internationaler Flugplatz /Frankfurt) ist in der Nähe (80 km) und kann über die Autobahn direkt in 45 min erreicht werden. Von Frankfurt bestehen Verbindungen nach allen größeren Flugplätzen Europas. Ferner Direktverbindungen u.a. an die Westküste der USA und nach Japan.

Eine Anzahl europäischer Hauptstädte und Städte mit großen biologischen Instituten sind durch Direkteisenbahnverbindungen zu erreichen (Paris, London, Rom, Genf, Basel, Freiburg, Hamburg, München, Köln, Tübingen u.a.).

zu 2. Heidelberg besitzt eine der ältesten Universitäten Europas. Die Struktur der Universität wurde im vorigen Jahr durch eine Grundordnung neu festgelegt. Die Fakultät für Biologie entstand bei der Aufteilung der früheren Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät in die neuen Fakultäten für Mathematik, für Chemie, für Physik und Astronomie, für Biologie und für Geowissenschaften.

Der Fakultät für Biologie ist es in letzter Zeit gelungen, einige neue Arbeitsrichtungen in Heidelberg anzusiedeln. So konnte Prof. Bautz (ehem. Ruttgers University) durch Berufung auf den Lehrstuhl für Molekulare Genetik und Prof. Doerffler (Rockefeller University, New York) durch Berufung auf den Lehrstuhl für Mikrobiologie gewonnen werden.

Folgende naturwissenschaftlich ausgerichtete Max-Planck-Institute liegen in Heidelberg: Kernphysik Astronomie (geplant), Pflanzengenetik (Ladenburg bei Heidelberg). Medizinische Forschung. Das MPI für Medizinische Forschung hat kürzlich Dr. Holmes (ehem. MRC Laboratory of Molecular Biology, Cambridge England) als Direktor einer selbständigen Abteilung gewonnen. Dr. Holmes hat eine Arbeitsgruppe zur Strukturaufklärung von Proteinen, Nukleinsäuren und Viren durch Röntgenstrukturanalyse errichtet.

zu 3. Heidelberg hat eines der fortschrittlichsten physikalischen Universitätsinstitute in Deutschland. In Karlsruhe liegt das Kernforschungszentrum. Damit steht ein hohes Potential an Technologie zur Verfügung, auf das EMBO angewiesen ist. (Das ist auch der Grund, weshalb EMBO in seinem Vorschlag Genf und somit die Nähe von CERN als wünschenswerten Standort angegeben hatte.) In Heidelberg stehen neben einer Reihe kleiner, einige große Computer (IBM 360, CDC 3300). Die IBM Deutschland hat ein eigenes Forschungsinstitut in Heidelberg gegründet. Trotzdem erreicht Heidelberg in diesem Punkt heute noch nicht die Möglichkeiten, wie sie etwa Genf bietet. Ein CD 7600 Computer kostet in seiner Grundausstattung DM 33 Mill. Eine solche Anschaffung müßte, sofern EMBO dem Heidelberger Vorschlag zusagt, geregelt werden. Sie ist besonders auch im Hinblick darauf zu verantworten, da dieses Gerät auch viele andere Interessenten finden würde (Physikalische Institute, Mathematisches Institut etc.), die für sich alleine genommen die Anschaffung nicht rechtfertigen könnten.

In dem EMBO Vorschlag wurde darauf hingewiesen, daß die Zukunft eines molekularbiologischen Instituts in der Anwendung und Entwicklung aufwendiger Apparaturen liegt. Die Entwicklung von 3 der vorgeschlagenen Projekte wird im Heidelberger MPI für Medizinische Forschung vorangetrieben:

  1. Ausnutzung der Röntgenstrahlung eines Elektronensynchrotrons zur Strukturaufklä#rung biologischer Moleküle. Das Projekt wird von Dr. Holmes in Zusammenarbeit mit EMBO und DESY bearbeitet. Es ist geplant, ein EMBO Speziallabor auf dem Gelände von DESY in Hamburg in Zusammenarbeit mit dem neu zu bauenden Speicherring zu errichten.
  2. Scanning Electron Microscope: Dr. Holmes in Zusammenarbeit mit anderen Max-Planck- Instituten in Deutschland (Göttingen, München). Das Projekt befindet sich noch in der Planungsphase
  3. Kernspinresonanz (NMR): Eine der erfahrensten Gruppen in der Entwicklung von NMR Apparaturen befindet sich im MPI für Medizinische Forschung (Prof. Hauser)

zu 4: Wie schon angedeutet, arbeiten die Universität und die hiesigen Max-Planck-Institute sehr eng zusammen. Diese Zusammenarbeit wurde die Basis des Ausbaus einer modernen Biologie in Heidelberg. Wir sind bemüht, das geplante EMBO Institut in der unmitelbaren Nachbarschaft der Institute der Fakultät für Biologie und des Max-Planck-Instituts für Medizinische Forschung anzusiedeln. Ebenfalls in der Nähe liegen das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Institute der Medizinischen Fakultät, die Chemischen und (in Zukunft) auch die Physikalischen Institute.

Eine Nachbarschaft so vieler Institute mit ähnlichen Arbeitsrichtungen sollte in Europa wohl nicht noch einmal zu finden sein. Die Schwäche der Einzelinstitute liegt heute noch in einer fehlenden Koordination aller Institute untereinander, das wiederum beruht auf dem historischen Ursprung deutscher Institutsstrukturen

Wir glauben, daß ein Institut der EMBO mit der ihr eigenen Struktur nicht nur als ein eigenständiges Institut hervorragend arbeiten wird, sondern auch eine starke Ausstrahlungskraft auf alle benachbarten Institutionen ausüben wird und somit deren Effektivität erhöhen wird.

Andererseits glauben wir, daß das EMBO Institut seine volle Eigenständigkeit behalten muß und unter keinen Umständen von einem örtlich benachbarten Institut abhängig werden darf. Wir möchten deshalb betonen, daß es in Heidelberg nicht nur nur eine Institution ist, die sich um die Ansiedlung des EMBO Instituts bemüht, sondern sowohl die Fakultät für Biologie als auch das hiesige Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung.

Wir bemühen uns, der EMBO ein zentral gelegenese Gelände (nahe Stadtzentrum) anzubieten, was gerade für die im Institut tätigen ausländischen Gastwissenschaftler von Reiz und Interesse sein könnte. Die hierfür verfügbare Fläche reicht nach unserem Dafürhalten für das absehbare Wachstum des Instituts aus. Sollte in weiterer Zukunft eine wesentlich stärkere Ausdehnung der Einrichtung wünschenswert sein, so stünden im Bereich des städtischen Geländes Ersatzflächen zur Verfügung.

zu 5 und 6: Der Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg steht der Ansiedlung des EMBO Instituts sehr aufgeschlossen gegenüber und hat die Möglichkeit zum Bau von nötigen Wohnungen für EMBO Mitarbeiter zugesagt. Er hat auch zugesagt, sich darum zu bemühen, daß eine internationale Schule errichtet wird. Ein Bedarf dafür ist bereits heute vorhanden und ein Versuch zur Etablierung bereits unternommen.

zu 7: Im Siedlungsraum Rhein / Neckar (Karlsruhe bis Frankfurt) liegen zahlreiche Betriebe der elektronischen, elektrischen und der chemischen Industrie, die als Zulieferer für ein hochentwickeltes Laboratorium unabdingbar sind. Als Beispiele seien nur genannt: Merck - Darmstadt; BASF - Ludwigshafen; Boehringer - Mannheim; Hoechst - Frankfurt; Siemens - Karlsruhe; Packard - Frankfurt; Serva (eine Speziallieferfirma für seltene Biochemikalien) - Heidelberg; Colora (eigene Herstellung und Vertretung zahlreicher ausl. Firmen für Laborgeräte) - Lorch; CDC - Frankfurt; IBM - Heidelberg; etc.

Alle 2 Jahre findet in Frankfurt die ACHEMA, eine internationale Ausstellung der Chemieindustrie statt.

Das Stadtzentrum der nächstliegenden Großstadt (Mannheim) ist in enigen Minuten durch Straßenbahn, Auto oder Zug von Heidelberg aus zu erreichen. Zahlreiche kulturelle Vorteile und Einkaufsmöglichkeiten sind somit nicht weiter entfernt als etwa vom Stadtrand Münchens in dessen Innenstadt.

Heidelberg ist besonders in den USA so bekannt, daß ein EMBO Institut praktisch jeden US Wissenschaftler als Gast oder Mitarbeiter gewinnen könnte und ihm einen angenehmen Aufenthalt in Mitten Europas ermöglichen könnte. Heidelberg liegt am Fuße des Odenwalds. In seiner nächsten Umgebung liegen zahlreiche Ausflugs- und Erholungsmöglichkeiten. Die Abhänge des Odenwalds entlang der Bergstraße sind bekannte Weinanbaugebiete.

Mögliche Lösung, falls kein Zentralinstitut, sondern mehrere EMBO Institute gebaut werden sollten..

Die Fakultät für Biologie der Universität Heidelberg ist daran interessiert, daß das EMBO Institut so bald wie möglich gebaut wird - auch auf die Gefahr hin, daß ein solches Institutsgebäude sich in 10 - 12 Jahren als zu klein erweist und überholt sein wird. Als Gebäude wäre es dann auch noch für andere Zweckre (f. d. Universität) brauchbar.

Die Universität Heidelberg baut heutzutage Institute nach einem vorgeplanten Typenprogramm. Die Institutstypen sind in ihrer Größe und Ausstattung weitgehend variierbar und können jedem Institut angepaßt werden. Würde EMBO sich entschließen können, einen solchen Baukörper anzunehmen, so könnten die Bau- und Planungszeit verkürzt, die Kosten gesenkt und die wissenschaftliche Arbeit früher begonnen werden.

Wir bitten die Bundesregierung, resp. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft, zu prüfen, ob es möglich ist, eine finanzielle Vorleistung zu erbringen, sollte es zu einer schnellen Regelung zwischen den europäischen Staaten kommen, die an der EMBO mitwirken. Die finanziellen Erfordernisse liegen in der Größenordnung von biologischen Instituten, wie man sie in Europa, vor allem in Deutschland sehr zahlreich findet. Im Gegensatz zu Instituten der Hochenergiephysik (Protonenbeschleuniger) ließen sich die Kosten des EMBO Instituts im Rahmen nationaler Haushalte leichter unterbringen.

Eine solche Vorleistung könnte es der EMBO ermöglichen, sofort mit dem Bau eines Laboratoriums zu beginnen. Als Beispiel für ein solches Vorgehen sollte die Stiftung Volkswagenwerk genannt werden, die die EMBO in den ersten Jahren fast ausschließlich finanziert hatte. Eine Reihe europäischer Wissenschaftler erhielt Reisestipendien und eine Anzahl von Summerschools und kleinen Symposien konnte verwirklicht werden, bevor die europäischen Regierungen diesen Aktivitäten zugestimmt hatten.

Sollten EMBOs Assoziationen zu Genf so stark sein und sollten dafür Gründe vorliegen, die uns unbekannt sind, so möchten wir unsere Bewerbung in soweit modifizieren, bis wir uns dann um ein Institut für Heidelberg bewerben möchten, das unter der Leitung der EMBO steht.

Es ist nicht einzusehen, daß es auf lange Sicht nur ein EMBO Institut in Europa bestehen muß. So wie die Situation heute aussieht, werden auf alle Fälle außer dem Hauptlaboratorium Speziallaboratorien gebaut werden, so das Labor am Speicherring von DESY. Es ist auch schon diskutiert worden, ob nicht ein ähnliches Labor in Grenoble gebaut werden könnte, weil dort die stärkste europäische Neutronenquelle zur Verfügung steht und die Neutronenstrahlung bei der Aufklärung biologischer Membranen von Nutzen sein könnte.

Speziallaboratorien europäischen Formats entstehen heute in Basel (Institut für Immunologie, Biophysikalisches Zentrum der Universität Basel). Diese Institute sind durch die schweizer pharmazeutische Industrie begründet worden. In ihrer Struktur kommen sie den Vorstellungen von EMBO sehr nahe und es steht zur Diskussion, ob sie in kommenden Jahren als EMBO - Institute weitergeführt werden sollten.

Welchen Sinn hat ein EMBO Institut ?

Ist es sinnvoll, ein solchees Institut in Deutschland anzusiedeln ?

  1. Das EMBO Institut wird von hervorragenden europäischen Naturwissenschaftlern befürwortet, die EMBO-Idee von ihnen unterstützt
  2. Das Projekt EMBO enthält detaillierte Vorschläge zur Lösung der entscheidenden Probleme der Biologie in den nächsten Jahrzehnten. Die Planung und die Begründungen sind so gut, daß sie jeden, der sich nicht daran beteiligt oder den Argumenten widerspricht, zur Zweitklassigkeit in biologischer Grundlagenforschung degradiert.
  3. Die EMBO hat in ihrem Memorandum deutlich gemacht, daß die biologische Grundlagenforschung auf lange Sicht unmittelbaren Einfluß auf die Biologie des Menschen gewinnen wird.
  4. Die Ansiedlung eines EMBO Instituts in Deutschland würde verhindern, daß die Max-Planck-Gesellschaft ihr Forschungsmonopol behält. Es würde eine Konkurrenz entstehen, die für beider Seiten von Vorteil wäre und dioe eine kontinuierliche Reform innerhalb der MPG induzieren könnte.
  5. Die räumliche Nachbarschaft einer Universität zu einem EMBO Institut hätte den Vorteil, daß neue Erkenntnisse schnell und effektiv verbreitet werden können. In Deutschland erfährt die Öffentlichkeit über neue Forschungsergebnisse - vor allem in der Biologie - nur aus Zeitungsartikeln (etwa der "ZEIT", der "FAZ" etc.) Viele der in den Zeitungen angeschnittenen Probleme sind noch nicht in die Lehrpläne der Universitäten eingedrungen. - Die enge Nachbarschaft zwischen Forschungseinrichtungen und Universitäten hat sich gerade in den USA gut bewährt. Ein Institut, das mit den Ideen des EMBO Instituts vergleichbar wäre - das Salk Institute for Biological Studies in San Diego - liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der dortigen University of California, San Diego. Die beiden Institutionen sind durch eine Reihe von Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen miteinander verbunden (Kolloquien, Benutzung von Bibliotheken, des Computer Centers der Universität, Ausbildung von Doktoranden am Salk Inst. etc.) .

Die Situation der Fakultät für Biologie der Universität Heidelberg.

In Deutschland ist die biologische Grundlagenforschung in en vergangenen Jahren im wesentlichen in den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft betrieben worden. Die MPG ist dadurch, wie schon angedeutet, in eine mehr oder weniger starke Monopolstellung geraten. Der Ausbau einer modernen Biologie an Universitäten ist stark vernachlässigt worden und die heute einsetzende Planung kommt so spät, daß sie nicht viel mehr erreichen wird, als die ständig wachsende Studentenlawine aufzufangen. Da die Biologie in ständig wachsendem Maße Einfluß auf soziale und gesellschaftspolitische Bereiche gewinnt, ist eine hochqualifizierte Breitenarbeit erforderlich. Es ist unerläßlich, daß gerade die zukünftigen Lehrer während ihres Studiums mit allen Problemen der modernen Biologie (Molekulare Biologie, die Biologie des Menschen, Umweltprobleme) konfrontiert werden.

Die Ausbildung erfordert vollen Einsatz aller Universitätslehrer. Der Lehrbetrieb wird in Heidelberg bereits heute durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung und f. Pflanzengenetik aufrechterhalten. Die Fakultät für Biologie der Universität Heidelberg ist bemüht, die auf sie fallende Belastung durch Ausarbeitung effektiver Lehr- und Studienpläne (siehe Beilage)zu bewältigen.

Amerikanische Universitäten sind besonders deshalb so stark geworden, weil sie alle parallel zu ihren Lehrverpflichtungen der Forschung einen sehr breiten Raum überlassen. Die Idee "Forschung und Lehre" wird von jeder bedeutenden amerikanischen Universität beachtet, nicht aber von jedem der dort tätigen Professoren. Forschungs- und Lehrprofessuren laufen parallel nebeneinander. Die Vereinigung beider Aufgaben auf eine Person hat die deutschen Universitäten stark ins Hintertreffen gebracht.

Die Anstrengungen des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft, die Universitäten in den kommenden Jahren viel stärker auszubauen als bisher, stößt durch das Versäumnis der letzten Jahre auf die Schwierigkeit, daß schon heute nicht genügend qualifizierte Personen für die Forschung zur Verfügung stehen, obwohl das Geld dazu wahrscheinlich da wäre. Auch das ist ein Grund, warum wir glauben, daß ein EMBO Institut mit vorwiegend ausländischen Wissenschaftlern eine fühlbare Lücke schließen könnte.

Weiterhin geht es uns in Heidelberg natürlich um die Koordination der Ideen, die hinter der Organisation EMBO stehen, von denen wir uns viel für die Anregung und Verbreitung einer modernen Biologie in Heidelberg und nachgeordnet auch an anderen eutschen und europäischen Hochschulen versprechen.

Die Molekulare Biologie hat seit ihrem Bestehen nur durch eine intensive internationale Zusammenarbeit funktioniert. Neben dem Ausbau dieser Richtung in Heidelberg planen wir im Rahmen der Fakultät für Biologie den Ausbau der Arbeitsrichtung "Umweltforschung". Auch hierbei geht es im wesentlichen um Koordinationsprobleme (hier zwischen Behörden, Juristen, Medizinern, Technikern, Biologen u.a.)

Das EMBO Institut wird vor allem auf der Ebene der Postdoctoral Education wirksam sein, einer Ebene, die in Deutschland stark vernachlässigt ist. Der Einfluß auf die Universitätslehre kann nur indirekt sein, da ja EMBO Mitarbeiter in der Regel keine Lehrverpflichtungen an der Universität haben werden. Das Institut wird aber durch seine Anziehungskraft ständig auswärtige wissenschaftliche Gäste haben. Es werden Vorträge veranstaltet, die auch für Universitätsangehörige (Professoren wie Studenten) von außerordentlichem Wert sein werden und somit direkte Anregungen für die Arbeit an den Universitätsinstituten geben können.

Ó Peter v. Sengbusch